Das KI Navigator Festival in Düsseldorf

Ein sattes Angebot von Informationen und trotzdem hungrig nach Veränderung und Aufbruch. So ging es vielen nach zwei Tagen Navigator Festival im Congress Center Düsseldorf. Veranstaltet wurde das KI-Event von Düsseldorf Congress und maßgeblich vorangetrieben von der agilen Geschäftsführerin Maria Kofidou.

Zwei Tage voller Vorträge und Expertenwissen machten die Veranstaltung zu einem besonderen Erlebnis. Am ersten Tag ging es eher um Grundlagen und gesellschaftliche Auswirkungen, am zweiten Tag standen Erfahrungen aus der Praxis im Vordergrund.

Und ganz ehrlich, ich habe selten so viele Menschen gesehen, die sich Notizen und Fotos von den Vorträgen gemacht haben. Das zeigt eben, dass nicht nur die Vorträge der hochkarätigen Redner*innen, sondern auch die Art und Weise, wie sie präsentiert wurden, anscheinend den Nerv der Anwesenden trafen.

An Veranstaltungen zum Hypethema KI mangelt es auch in Düsseldorf nicht. Inzwischen gibt es kostenlose Vorträge und Veranstaltungsreihen der IHK Düsseldorf, der Universität Düsseldorf, des digihub NRW, der Digitalen Stadt Düsseldorf und vieler anderer Akteure in der Stadt. Sie sind niedrigschwellig konzipiert und geben der interessierten Öffentlichkeit zumindest kurze Einblicke in die Materie. Das Navigator Festival füllt nun die Lücke zwischen diesen Angeboten und den wissenschaftlichen Konferenzen, die das Thema auf High-Tech-Niveau behandeln.

Hier jedoch saßen die Multiplikator*innen, die zwar schon ein gewisses Vorwissen mitbringen, aber selbstverständlich nicht alle Entwicklungen im Blick haben können. Und auch wenn viele nach den Vorträgen das Gefühl hatten, dass sie jetzt wissen, was sie alles nicht wissen, wird und muss letztlich jede und jeder dafür sorgen, dass die hier vermittelten Erkenntnisse weiter in die Gesellschaft getragen werden.

Und das ist auch notwendig, denn KI wird unsere Welt völlig verändern. KI ist nach dem Internet die zweite digitale Revolution, die wir alle nicht nur begleiten, sondern auch gestalten müssen. Und das gilt nicht nur für die positiven Aspekte, seien sie arbeitsorganisatorischer, wirtschaftlicher oder kreativer Natur, sondern auch für die Werkzeuge, die unsere Demokratie gefährden, die in betrügerischer Absicht eingesetzt werden oder die in der Lage sind, Menschen Schaden zuzufügen.

In den Vorträgen von Holger Schmidt (Netzökonom), Prof. Dr. Isabell Welpe von der TU München, Hanbing Ma (Ergo), Anne Bendzulla (RWE) und Prof. Yasmin Weiß von der TH Nürnberg ging es, aus verschiedenen Perspektiven, um die Auswirkungen der KI auf die Arbeitsorganisation und Arbeitswelt. Sicherlich stehen wir gerade erst am Anfang einer turbulenten Entwicklung, können aber auch schon jetzt einige schmerzliche Erkenntnisse mitnehmen.

Die Krise und die Transformationprozesse, wie wir sie heute alle erleben, sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wir können nicht darauf hoffen, dass wir jetzt nur lediglich eine Durststrecke überwinden müssen und wir danach einfach so weiterarbeiten, wie wir es bisher gewohnt sind. Die Arbeitswelten bleiben hybrid und auch die Büros werden sich transformieren müssen. Wie heißt es so schön: Das Büro der Zukunft wird halb so groß, aber doppelt so cool sein müssen.

Die Bedürfnisse der neuen Generation werden schon bald für die Veränderung sorgen und die sind heute: „coole Arbeitskollegen, coole Vorgesetzte und geiler Kaffee“. Aber auch bei den Digitalkompetenzen gibt es erheblichen Nachholbedarf. Deutschland steht im internationalen Vergleich ziemlich weit hinten und die Manager auf der C-Level-Ebene haben vielfach Schwierigkeiten zuzugeben, dass sie gerade im KI-Bereich erhebliche Wissenslücken haben. Könnte ja die eigene Autorität beschädigen. In Deutschland outet man sich nicht gerne als Nichtwissender.

Und weil das Erfahrungswissen nur noch eine Halbwertszeit von drei Jahren hat, und sich in Zukunft diese Zeitspanne noch verkürzt, müssen Betriebe und Organisationen darüber nachdenken, wie sie eine permanente Weiterbildung sicherstellen können. Eine Zweitagesseminar einmal im Jahr wird nicht reichen, vielmehr muss HR schauen, wie die tägliche Weiterbildung im Arbeitsalltag integriert werden kann. Und in dem Maße, wie KI uns Routinetätigkeiten und kreative Arbeit abnimmt, werden Sozialkompetenzen der Mitarbeitenden eine immer größere Rolle spielen. Hier geht es um eine bewusste Stärkung des „humanen USP“. Darin unterscheiden wir uns eben von Robotik und KI.

Und wie sieht denn KI in der Praxis aus? Auch das war eine berechtigte Frage der Teilnehmenden. Gelegenheiten, die eigenen Skillsets dahingehend zu erweitern, gab es auf dem Navigator Festival aber dann mehr als genug, sei es in den spannenden und unterhaltsamen Vorträgen u.a. von Sabine Sigel, thyssenkrupp Steel, von Hamidreza Hosseini, Ecodynamics, oder aber in den vielen Deep Dives, die abseits der Hauptbühne für den komprimierten Input sorgten.

Am Ende lässt sich ein positives Fazit ziehen. Das Feedback der Besucher*innen reichte von großartig bis bitte mehr davon. Und lasst uns davon ausgehen, dass dieses Event dann auch nächstes Jahr stattfindet.

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