
Das Future Tech Fest hat pünktlich nach Ferienende einen fulminanten Start hingelegt und bleibt weiterhin die führende B2B-Plattform für Startups in Deutschland. Einzig der Name hat sich geändert: Aus „Digital Demo Day“ wurde jetzt das Future Tech Fest. Das bewährte Konzept der Veranstaltung, die gleichermaßen Konferenz als auch Ausstellung anbietet, wurde beibehalten, wirkt aber jetzt noch ansprechender und innovativer.
Auf dem Areal der Böhlerwerke kamen dann auch Startups, Investoren und Vertreter*innen von Unternehmen auf ihre Kosten. Auch das Konferenzprogramm, nicht nur in seiner Vielfalt, sondern auch in der Wertigkeit, war ein HIghlight. Man merkte, dass sich die Macher um Peter Hornik vom digihub Rheinland als Organisator richtig reingehangen hatten. Alle Themen von Health Tech über Energy & H2 Tech bis hin zu Hydro Tech waren vertreten und über allem schwebte natürlich AI als grundlegende Technologie. Künstliche Intelligenz spielt ja nicht nur bei Startups eine wesentliche Rolle, sondern wird sowieso in allen Lebensbereichen unser Leben bestimmen.


Passend dazu gab es zur Eröffnung eine Keynote von Peter Gentsch, der sich in seinem Vortrag auf den Aspekt der KI als Innovationstreiberin konzentrierte. Wundersame Dinge seien zu erwarten: Marketingkampagnen auf Knopfdruck, Businesspläne und -strategien, Auswahl und Content für die Social Media Kanäle. Und eigentlich brauche es in Zukunft keine Angestellten, da die Aufgaben von einer KI erledigt würden. Er warte darauf, dass das erste Unicorn nur einen Angestellten habe, nämlich den den Gründer oder die Gründerin.
Zwar streute er immer wieder ein, dass er nicht alles glaube, was da versprochen werde, aber seine Begeisterung für die Technologie und die vielen Business Opportunities ließen den Vortrag doch etwas unausgewogen wirken. Längst hat sich ja eine Goldgräberstimmung bei Industrie, Handel, ja auch im MIttelstand breitgemacht, die religiöse, ja schon eschatologische Züge angenommen hat. Niemand will den Zug verpassen, niemand möchte gegenüber den Konkurrenten das Nachsehen haben und alle suchen nach Anwendungen, um letztendlich produktiver zu sein.
Wobei das mit der Steigerung der Produktivität im Zuge der Digitalisierung schon seine eigene Bewandtnis hat. Wenn man den Aussagen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz glauben mag, und das sollte man, dann liegt das „Produktivitätswachstum seit Jahren unter den Erwartungen“, trotz Digitalisierung. In den vergangenen 20 Jahren nahm die Arbeitsproduktivität (je erwerbstätige Person) im Euroraum pro Jahr im Durchschnitt nur um 0,6 % zu. Und das ist schon sehr ernüchternd, sondern auch Mahnung, immer skeptisch zu bleiben.
Vielleicht war das aber auch nicht der Ort, an dem kritische Fragen gewünscht waren. Bei dem überall mitschwingenden Heilsversprechen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz hätte dies nur kognitive Dissonanzen beim Publikum ausgelöst. Zumal das Handelsblatt erst kürzlich vor dem Platzen der KI-Blase warnte, und zu Recht sehen Börsianer zum jetzigen Zeitpunkt kein wirklich funktionierendes Geschäftsmodell hinter dem großen Hype. Das macht die Anleger nervös, davon war aber in den Böhlerwerken bei den Startups nichts zu spüren.
Hier waren alle damit beschäftigt, Investoren, Firmenvertreter oder sonstige wichtige Personen kennenzulernen und diese für ihre Ideen zu begeistern oder zumindest darüber zu informieren. Bei der Ansprache an das Laufpublikum waren da einige Startups talentierter als andere. Was schade war, denn unter den ausstellenden Startups gab es doch eine ganze Reihe von faszinierenden Innovationen und Lösungen. Allerdings reichte ein einziger Tag nicht aus, um nur annähernd einen Eindruck von der gebotenen Vielfalt der Ausstellung zu bekommen. Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, das Future Tech Fest zu verlängern, um auch den internationalen Startups entgegenzukommen.


Unübersehbar war die Dominanz der männlichen Gründer auf der Veranstaltung. Und das war hier nicht anders als in der gesamtdeutschen Szene. Detaillierte Daten und Gründe, warum „Female Founders“ auf vielfältige Hürden stoßen, finden sich im Deutschen Startup Monitor 2023 und dem Female Founders Monitor 2022. Das zu ändern, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und wurde auch hier in Düsseldorf von der Politik, der Wirtschaftsförderung, der IHK und nicht zuletzt vom digihub als Organsiator als dringliche Aufgabe identifiziert. Der digihub hat sich der Sache allerdings schon angenommen.
So wurde das Thema Frauen in Startups im Rahmen der Startup-Woche Düsseldorf beim sogenannten A-Summit explizit auf die Agenda genommen. Und erst kürzlich rief der digihub die Plattform SHE Innovates ins Leben. Immer geht es darum, Frauen beim Gründen zu unterstützen, Netzwerke anzubieten und den Austausch zu gewährleisten. Eine tolle Initiative, der man nur viel Erfolg wünschen mag.
Was für ein Fazit bleibt nach einem inspirierenden Tag? KI wird auf jeden Fall nicht „weggehen“. Wir stehen vielmehr am Anfang einer Entwicklung, deren weiterer Verlauf nicht annähernd abzusehen ist. Sie wird Startups, Firmen, Dienstleistern, Universitäten, Handel und Handwerk als Tool zur Verfügung stehen, und so die Hoffnung, für gute Zwecke eingesetzt werden. Und wer sich nicht jetzt schon mit den technologiegetriebenen Anwendungen beschäftigt, wird später das Nachsehen haben. Von daher bietet das Future Tech Fest eine ideale Plattform, um Akteure zusammenzubringen, die nicht nur Geschäftsanbahnungen suchen, sondern auch sich der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind.