Frankreichfest 2025 in Düsseldorf

Frankreichfest in Düsseldorf. Das geht es vor allem um Essen & Trinken, Trinken & Essen. Weit mehr als hundert Aussteller, viele direkt aus Frankreich kommend, reihten sich vom Burgplatz bis fast zum Apollo aneinander und boten in der Hauptsache Wein, Champagner, Käse, Wurstspezialitäten und Flammkuchen an. Neben der Kulinarik wurde im Innenhof des Rathause an allen drei Tagen Live-Musik mit Künstlerinnen und Künstlern aus Frankreich angeboten.

Das Wetter war jetzt insgesamt nicht ganz optimal, aber der erste Tag war wirklich großartig. Bei schönstem Sonnenschein zog es die Massen ab dem Nachmittag immer mehr ans Rheinufer und es war großartig zu sehen, wie die Menschen bei einem Glas Wein die heitere Atmosphäre genossen und miteinander ins Gespräch kamen. Das war ein starker Kontrast zu dem, was wir manchmal in der Altstadt irritierend zur Kenntnis nehmen. Diese Art von Event mit diesem Publikum würden wir uns doch gerne öfter wünschen.

Beim offiziellem Empfang im Rathaus betonten derweil Oberbürgermeister Stephan Keller und der französische Generalkonsul Etienne Sur die Wichtigkeit der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich und im Speziellen die Vielzahl der Akteur*innen, die gerade in Düsseldorf diese außergewöhnliche Zusammenarbeit leisten.

Aber bei all diesen Versicherungen der gegenseitigen Verbundenheit, trotz der Beschwörung von Freundschaft zwischen beiden Ländern, lässt sich nicht verhehlen, dass die Partnerschaft inzwischen doch ein paar hässliche Risse bekommen hat. Daran ist auch die neue Bundesregierung schuld. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung steht immerhin: „Die deutsch-französische Freundschaft bleibt von überragender Bedeutung für ganz Europa. Wir werden sie auf Grundlage des wegweisenden Élysée-Vertrags und dessen Weiterentwicklung durch den Vertrag von Aachen vertiefen“. Ein klares Statement, und auch der Umstand, dass Kanzler Merz, nicht nur französisch spricht, sondern auch frankophil ist, gibt zumindest Hoffnung auf eine stärkere Zusammenarbeit, als sie unter Olaf Scholz möglich war.

Die vom Innenminister Dobrindt angeordneten Grenzkontrollen zwischen Frankreich und Deutschland haben aber dann doch viel Vertrauen zerstört. Nach so vielen Jahren mit dem Schengener Abkommen hätte man sich so eine Entwicklung nicht vorstellen können. Entsprechend wütend war die Bürgermeisterin Jeanne Barseghian aus Straßburg. Diese Maßnahme verstoße gegen den Geist Europas, sie sei nicht hinnehmbar und müsse von deutscher Seite schnellstmöglich zurückgenommen werden. Man könne das gerne in Deutschland so weitergeben, verkündete sie.

Auch die deutsch-französischen Städtepartnerschaften schwächeln schon seit einigen Jahren. Im Deutsch-Französischen Ausschuss des europäischen Städtenetzwerks RGRE werden deshalb immer neue Ideen gesucht und vorgestellt, um die Partnerschaftsarbeit zu beleben und auch jüngere Menschen zu binden. Das bleibt aber weiterhin problematisch, denn junge Erwachsene möchten sich nicht mehr langfristig binden. Das Engagement ist da, aber wenn, dann doch eher in konkreten und zeitlich überschaubaren Projekten. Das ist allerdings inkompatibel mit den Strukturen, die von älteren Ehrenamtler*innen aufgebaut wurden. Wie und ob sich diese Herausforderung meistern lässt, bleibt abzuwarten.

Noch gravierender ist das gegenseitige nachlassende Interesse an beiden Ländern. Eine Umfrage aus dem Jahr 2024 ergab, dass 63 Prozent der befragten Menschen in Frankreich sich „kaum“ oder „gar nicht“ für das Geschehen in Deutschland interessieren. Das waren deutlich mehr als fünf Jahre zuvor. Damals hatte sich noch mehr als die Hälfte (52 Prozent) sehr oder etwas für das Geschehen in Deutschland interessiert. Jetzt waren das nur noch 32 Prozent. Und während die Deutschen gerne in Frankreich Urlaub machen, gilt das nicht umgekehrt. Deutschland ist als Urlaubsland für Franzosen anscheinend nicht attraktiv. Aber vielleicht noch bitterer ist die Tatsache, dass immer weniger Franzosen und Deutsche die Sprache des jeweils anderen Landes lernen.

Auch das liebe Geld spielt selbstverständlich eine Rolle. Etliche Kommunen in Deutschland und Frankreich sind so überschuldet, dass für Europaarbeit kein Geld mehr übrig ist. Dann scheitern Begegnungen, Austausch oder gemeinsame Konferenzen daran, dass Übersetzungs- und Reisekosten nicht mehr bezahlt werden können. Und wir reden hier manchmal nur von 5.000 EUR. Deshalb haben wir uns im Städtenetzwerk immer dafür eingesetzt, dass aus der Europäischen Kommission der Impuls kommen muss, ein Euro je Einwohner*in pro Kommune zur Verfügung zu stellen. Zusammenarbeit darf daran nicht scheitern.

Die Frage ist, ob sich angesichts dieser Entwicklungen auch das Frankreichfest ändern muss, zumindest, wenn es mehr sein soll als Streetfood-Festival, Live-Musik von französischen Bands und dann das doch etwas skurrile Oldtimertreffen auf dem Burgplatz. Jetzt könnte man sagen: Läuft doch! Etwa 100.000 Besucher*innen kommen jedes Jahr und feiern Frankreich – zumindest was die meisten als Frankreich empfinden. Es sollte dennoch jedem klar sein, dass dies mehr Klischee als Realität ist. Es ist halt die deutsche Vorstellung vom „schönem Leben“, welches sich im Konsum von Wein und Käse ausdrückt.

Trotzdem, mir scheint das Frankreichfest etwas festgefahren zu sein. Ich weiß schon vorher, welcher Stand an welchem Ort ist, der Wagen vom Institut Français bietet im wie immer Ramschbücher an und in den Genuss der Musikkünstler*innen im Innenhof kommen nur wenige, und dann nur gegen Bezahlung. Aber wie sagte Jack Ma, Gründer von Alibaba sinngemäß: Du musst dein Unternehmen umbauen, wenn du Erfolg hast und nicht, wenn du in der Krise bist. In dem Sinne wünschen wir dem Frankreichfest weiterhin viel Erfolg, Mut zur Veränderung mit neuen und frischen Impulsen und den Besucher*innen heitere und entspannte Tage bei Wein, Käse und Baguette.

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