
Jubiläum auf der Messe Expo Real in München. Schon seit 25 Jahren nimmt die Landeshauptstadt Düsseldorf an der Immobilienmesse teil. Aber nicht allen Ausstellern war wirklich zum Feiern zumute, denn die Lage in der Immobilienwirtschaft bleibt angespannt. So eine Messe ist ja auch immer Gradmesser der Branche und wenn es der Messe gut geht, dann werden auch wieder die Geschäfte laufen. So die Hoffnung, aber die stirbt bekanntlich zuletzt.


Auch wenn vereinzelt Zweckoptimismus die Runde machte, so kommt man nicht umhin, sich mit der Realität zu beschäftigen. Der Expo Real Trend Index 2025, eine Befragung von Besuchern und Ausstellern, liefert dazu interessante Erkenntnisse. Bei der Frage, welche Assetklassen in Zukunft an Bedeutung gewinnen, steht Wohnen an allererster Stelle, gefolgt von Pflegeimmobilien und Rechenzentren. Weit weniger Bedeutung haben anscheinend Hotels, Büroimmobilien und Handel. Kein Wunder, dass jetzt immer mehr Gewerbeentwickler in diesen Markt einstiegen. Fehlendes Know-How wird einfach eingekauft.
Wie sich die Zukunftsfähigkeit der Branche sicherstellen lässt, gaben die Teilnehmenden die Entbürokratisierung als wichtigsten Grund an, gefolgt von der Verfügbarkeit von Kapital und der Harmonisierung von gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland. Die Finanzierungsfrage ist deswegen so bedeutend, weil institutionelle Anleger eine Ausschüttungsrendite von 4-5% erwarten. Auch Banken schauen immer genauer hin. Basel IV und ESG bzw. die EU-Taxonomie haben Finanzierungsmodelle stark verändert. Und dass sich Deutschland 16 verschiedene Landesbauordnungen leistet, ist schon seit langem kritisiert worden. Ändern wird sich das in absehbarer Zeit nicht. Und daran wird sich auch die neue Bauministerin, die jetzt schon unter Druck ist, die Zähne ausbeißen.
Interessanterweise spielt in der Befragung bei der Zukunftsfähigkeit die Digitalisierung eine untergeordnete Rolle. Dabei hat KI auch die Immobilienbranche erfasst und auf der Messe gab es zahlreiche Vorträge und Panels zu diesem Thema. Die Anwendungen sind jetzt schon weit gestreut, von KI-Chatbots in der Kundenkommunikation, Predictive Maintenance, bei der Optimierung von Gebäuden und Vorhersagen zum Energiebedarf, in der Immobilienverwaltung- und bewertung bis hin zum Marketing und der Kostenanalyse.
Auch unsere Arbeitswelt bzw. das Büro der Zukunft wird sich dadurch ändern. KI ist oft sehr stark mit Ängsten besetzt und wird auch immer wieder mit Arbeitsplatzverlusten in Verbindung gebracht. Dabei hat uns die Digitalisierung schon seit Jahrzehnten begleitet und wir haben es alle oft gar nicht bemerkt. Technologie ist immer schon unser Wegbegleiter gewesen und bis heute haben wir in bestimmten Branchen immer noch einen Fachkräftemangel. Von Verlusten von Arbeitsstellen kann erst einmal keine Rede sein. Klar ist aber auch: Digitalisierung durch KI spielt in der Transformation der Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Lebenslanges Lernen, Vertrauensarbeitszeit, flexibles und sektorenübergreifendes Arbeiten sind wichtige Key-Elemente, mit denen wir uns vertraut machen müssen.
Bisher galt: Wissen ist Macht. Aber Wissen ist immer weiter und universeller verfügbar geworden. Ich kann heute im Internet mehr Wissen finden, als ich jemals erwerben kann. Deswegen müssen unsere Kompetenzen woanders liegen. In der Arbeitswelt von morgen brauchen wir den Übergang von einer wissens- zu fähigkeitsbasierten Ökonomie. Dazu gehören Kreativität, Kollaborationsfähigkeit, multikulturelle Kompetenz und persönliche Resilienz. Das alles hat Auswirkungen auf die zukünftige Bürolandschaft. Es braucht hier eine Aufteilung der Bürolandschaft nach Kompetenzen und Funktionen, die jeweils mit einem je eigenem Farbkonzept die Strukturen markieren.
ESG spielt nicht nur auf der Messe, sondern auch in der Branche immer noch eine große Rolle. Auch wenn es weltweit Bestrebungen gibt, bestimmte Gesetze zu verwässern oder gar zurückzudrehen – einen vollständigen Rollback erwartet keiner und er ist auch nicht erwünscht. Trotzdem – die EU muss sich auch in dieser Sache in die richtige Richtung bewegen. Da ist zum einen die EU-Omnibus-Verordnung, die das Ziel der Entbürokratisierung hat. Hier sollen u.a. die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die EU-Taxonomie-Verordnung zusammengeführt werden. Kritiker fürchten, dass in diesem Zuge die EU Umweltstandards zurückfährt. Zum anderen ist es auch die Praxis, wie Staaten in der EU bestehende Gesetze verschieden interpretieren, so dass es zu einem unfairen Wettbewerb kommt. Dazu gehört z.B. die Europäische Gebäuderichtlinie EPBD, die die Energieeffizienz eines Gebäudes regelt. Klassifizierungen erfolgen nach den bekannten Buchstaben, die aber die Länder unterschiedlich definieren. Was in Deutschland C ist, kann in Italien A sein. Da muss sich wirklich noch etwas tun.
Ja, und auch OB Stephan Keller hielt seine Rede, aber wirklich viele neue Projekte waren für das Düsseldorfer Stammpublikum nicht zu verkünden. Aber hier ging es auch mehr darum, Düsseldorf zu bewerben, das ja auch wirklich ein Top-Standort für Investoren ist. Die große Anzahl von Baugenehmigungen und die vielen Projekte, die entweder in Arbeit sind oder demnächst begonnen werden, zeigten eindrucksvoll, dass sich in der Landeshauptstadt etwas bewegt und wir national und international in der ersten Liga mitspielen. Besonders viel Beifall aus dem Publikum gab es für die geplante Immobilie, in der demnächst wohnungslose Frauen unterkommen. Das war in den Augen vieler schon ein tolles soziales Projekt. Ansonsten: Auffällig oft wurden die Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „attraktiv“ genannt, aber etwas weniger Stadtplanungssprech hätte der Rede gut getan.
Mein Fazit: Die Stadt Düsseldorf hat sich eindrucksvoll präsentiert und das zeigte auch die hohe Präsenz der Besucherinnen und Besucher am Stand. Darüber hinaus ist die Messe gut für allen möglichen Gossip, aber auch den schönen Austausch mit der Düsseldorfer Verwaltung, mit Karin Teichmann vom EUREF Campus, mit Rafael Lendzion von der Mönchengladbacher Wirtschaftsförderung als auch mit Paul Sterz und Benjamin Heidkamp von der Metropolregion Rheinland.