
Die Veranstaltung zur Kreislaufwirtschaft fand dieses Jahr zum dritten Mal in Wuppertal statt. Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft trafen sich in der wunderschönen historischen Stadthalle. Das Interesse an der Kreislaufwirtschaft war groß und der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Panels und Vorträge konzentrierten sich auf die Themen Logistik, Chemie und Metallindustrie.


Dabei spielten natürlich die Rahmenbedingungen eine besondere Rolle. Sarah Ryglewski, Staatsministerin im Bundeskanzleramt, gab einen Überblick über die aktuellen Rahmenbedingungen und welche Entwicklungen die Ampel auf den Weg gebracht hat. Neben vielen Initiativen spiele dabei die „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS)“ eine besondere Rolle. Wie es damit nach dem Ende der Ampelregierung weitergeht, ist allerdings noch völlig offen. Die CDU hatte Ende September noch eine ganze Reihe von Kritikpunkten an dem Entwurf geäußert, grundsätzlich würden die Ziele aber geteilt. Es bleibt abzuwarten, wie die künftige Bundesregierung dies vorantreiben wird.
Im Eröffnungspanel mit dem Titel „Transformation aus Sicht der ‚übergreifenden Akteure‘“ diskutierten Reiner Hoffmann (Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung), Henrik Ahlers (EY Deutschland), Stefan Klebert (GEA), Gabriela Pantring (NRW.Bank) und Prof. Raimund Bleischwitz (Leibnitz Zentrum für Marine Tropenforschung) den aktuellen Stand der Kreislaufwirtschaft in Deutschland. Bei den Fragen, wo die Chancen für die deutsche Wirtschaft liegen, wo wir im Vergleich z.B. zu China stehen, wo bürokratische Hürden lauern und wie viel Geld eigentlich nötig ist, ging die Diskussion hin und her.
Ein Erkenntnisproblem gebe es aber nicht. Darüber war man sich schnell einig. Das Marktpotenzial für Konsumgüter der Kreislaufwirtschaft werde mittelfristig (2030) auf 650 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt, was auch eine große Chance für die Unternehmen darstelle. Und es könnte noch mehr werden. Allein in China betrage das Sekundärstahlvolumen rund 700 Milliarden Euro. Hier stellte sich natürlich die Frage, inwieweit Deutschland tatsächlich Technologieführer sei und wenn ja, ob man sich darauf ausruhen könne. Einige Podiumsteilnehmer waren der Meinung, dass China allein aufgrund seiner Größe schon viel weiter sei als Deutschland oder zumindest weiter als man in Deutschland glaube. Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass China die Welt mit Schrott überschwemmt. Von den ständig neu gebauten Kohlekraftwerken ganz zu schweigen.
Die Deutschen haben leider den fatalen Hang, pessimistisch in die Zukunft zu blicken. Manchmal zu Recht, wenn man sich die Dauer von Genehmigungsverfahren anschaut. Das ist mehr als ärgerlich, denn wenn wir uns auf den Weg zur Klimaneutralität machen, brauchen wir allein für NRW geschätzte 80 bis 100 Milliarden pro Jahr. Das kann NRW natürlich finanziell nicht stemmen, so Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin NRW, in ihrer Keynote. Natürlich sei man dann auf ausländische Investoren angewiesen, und die sollten sich bitte nicht im Klein-Klein der deutschen Bürokratie verlieren. Schon jetzt fließe viel Geld ins Ausland ab.


Vielleicht sei es aber auch gar keine Frage des Geldes, sondern eine Frage der Einstellung, des Mindsets. Man könne im Sinne von Design Thinking bei Produktionsprozessen die Kreislauffähigkeit von Anfang an mitdenken. GEA zum Beispiel, so Stefan Kleinert, wolle nur noch recyclingfähige Produkte auf den Markt bringen, und wenn es gelinge, sich mit diesen Prozessen an die Spitze der Bewegung zu setzen, dann sei das auch ein wirtschaftlicher Treiber. Es gehe aber nicht nur um die Kosten der Produktion, sondern auch um Lieferzeiten und Rohstoffverfügbarkeit.
Wir müssen innovativ sein, um „Exportschlager“ zu produzieren. Gut wenn sie dann auch helfen, die Welt zu verbessern. Die Motivation muss die Kombination von Ökologie und Ökonomie sein, denn am Ende muss es sich für Unternehmen auch auszahlen.
Fazit: Allen Diskussionen, Informationen und Vorträgen zum Trotz, wir wissen genug, es geht jetzt darum ins Handeln zu kommen. Action speaks louder than words.

