
Der Titel deutet es an: Wer von und mit der Kultur- und Kreativwirtschaft redet, kommt mit neudeutschen Begriffen kaum aus. Das tat dem Interesse der Besucherinnen und Besucher keinen Abbruch. In das Düsseldorfer Rathaus kamen doppelt soviel, wie erwartet. Der Plenarsaal war jedenfalls bis auf den letzten Platz besetzt.
Jan-Paul Schmilgun, Kölner Wirtschaftsförderung, hielt die Keynote dieser Veranstaltung und als Kölner konnte er sich natürlich ein paar ironische Seitenhiebe nicht verkneifen. Selbstverständlich gab es auch ein paar lobende Worte für die Landeshauptstadt Düsseldorf, aber in der Essenz lieferte er auch kritische Blicke auf die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die finanzielle Ausstattung von Kommunen, neue technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz und auch die eher geringere Wertschätzung innerhalb der kommunalen Verwaltungen bringt die Kreativwirtschaft unter Druck.


OB Stephan Keller betonte, dass Düsseldorf im Grunde sehr gute Voraussetzungen als Kreativstandort habe. Er gebe aber zu, dass die Sichtbarkeit für diese Branche nicht immer optimal sei und er auch noch Luft nach oben sähe. Lilly Friedeberg, Studio B.O.B., hob die Kompaktheit der Stadt hervor. Das mache es einfacher, sich mit anderen Kreativen oder Institutionen auszutauschen. Das sei in Berlin deutlich schwieriger. Gregor Berghausen, IHK Düsseldorf, strich die wirtschaftliche Bedeutung heraus, die stetig anwachse. Aissu Diallo von der Agentur Butter sprach das Problem der Nachwuchsförderung bzw. -akquisition an. Es sei schwierig, junge Leute nach Düsseldorf zu locken. Man sei eben nicht Berlin oder Hamburg und könne da nicht konkurrieren. Deshalb wären günstige Rahmenbedingungen von Vorteil.
Worte, Worte, keine Taten.
All diese Herausforderungen sind längst bekannt. Genauer gesagt: seit 15 Jahren. Da erschien im Jahr 2010 der so genannte Kulturwirtschaftsbericht, der für Düsseldorf einige Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft untersuchte, darunter die Werbebranche. Im Unterkapitel „Herausforderung Nachwuchs“ heißt es: „[…] in der Regel verlassen vor allem die jungen Kreativen zum Berufseinstieg Düsseldorf. Es zieht sie nach Hamburg und Berlin“.
Die sich anschließenden Handlungsempfehlungen schienen dann nur eine sehr kurze Halbwertszeit zu haben. Vielleicht ist es auch der Informationsflut geschuldet, dass Bedeutendes und Unbedeutendes aufleuchten und dann gleich wieder untergehen. Anscheinend ist ja dann in den ganzen Jahren nicht Entscheidendes passiert, wenn die exakt gleichen Fragen heute wieder gestellt werden. Aber wie heißt es so schön: Wer die Vergangenheit nicht kennt, der ist verdammt, sie zu wiederholen. Jedenfalls wäre es schade, wenn der OB die gleichen Empfehlungen von damals wieder „mitnimmt“ und die am Ende des Tages wieder vergessen werden.
Luisa Bomke vom Handelsblatt referierte dann zum Thema KI. Unter dem Titel „Kreative vs. Künstliche Intelligenz. Was unsere Zukunft wirklich prägt“ untersuchte kritisch, inwieweit KI wirklich kreariv sein kann. Ihr war klar, dass KI in Zukunft viele menschliche Jobs ersetzen werde, aber zu wirklicher Kreativität sei zur Zeit nur der Mensch fähig.
Die Panels und Gespräche im Anschluss drehten sich im Wesentlichen um den Standort Düsseldorf. Weltweit gesehen ist die Stadt zu wenig bekannt und muss deshalb auch daran arbeiten, für Kreative aus dem In- und Ausland interessanter zu werden. Dazu gehören Quartiersentwicklungen mit einer durchmischten Bevölkerung, eine spannende Architektur, bessere Mobilität und coole Orte, die einen Unterschied machen.
Eine schöne Veranstaltung, die es schaffte, die Kreativen für die Diskussion von relevanten und notwendigen Themen zusammenzubringen. Danke an Frederike Rennen und Lars Terlinden für die Orga. Gerne wieder.