
Unter dem Titel „Funding Futures: A Summit on Investment Readiness and Women in Entrepreneurship“ fand im Rahmen der Startup-Woche Düsseldorf der A-Summit statt. Die Veranstaltung des digihubs NRW für die Region Düsseldorf/Rheinland hatte sich zum Ziel gesetzt, mehr über die Förderung von Frauen im Unternehmertum sowie auf die Optimierung ihrer Investitionsfähigkeiten zu informieren. Und Vernetzung wird beim digihub sowieso immer ganz groß geschrieben.


Die Förderung von Gründerinnen ist in diesem Jahr erfreulicherweise ein Fokusthema. Und das ist auch dringend notwendig, da Frauen in der Startup-Branche mit nur einen Anteil von wenig mehr als 20 Prozent vertreten sind. In diesem Segment lag er laut Startup-Monitor 2023 im Jahre 2019 bei nur 15,7 % während er bis zum Jahr 2023 auf 20,7 % gestiegen ist. Jetzt scheint der Wert aber zu stagnieren. Und weil der Anteil der Existenzgründerinnen über alle Branchen hinweg bei aktuell 42 % liegt, muss gefragt werden, warum er in der Startup-Branche so viel niedriger ist.
Sicherlich ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf die größte Hürde auf dem Weg in die weibliche Startup-Existenz. Laut der Umfrage des Female Founders Monitor sehen 81 % der Befragten auch genau dort den größten Hebel, um Verbesserungen zu erzielen. Die Gründung falle häufig in der Phase der Familienplanung und Gründerinnen seien, auch wegen der immer noch vorherrschenden tradierten Rollenbilder, doppelt belastet – und mit einem kleinen Kind sowieso. Es fehlen Kitaplätze, es fehlen Erzieher*innen, die Öffnungszeiten sind hoffnungslos zu kurz, und wenn das Kind krank ist, dann gibt es gar keine Betreuung mehr, falls nicht die eigenen Eltern aushelfen.

Frauen scheinen auch – so die Studien – gerade bei Gründungen weniger Risikobereitschaft zu zeigen als Männer. In unserer Gesellschaft ist der Begriff „Risikobereitschaft“ eindeutig positiv konnotiert und weil Startups bei den Pitches und Finanzierungsrunden zum aller größten Teil von Männern bewertet werden, ist es kein Wunder, dass Gründer*innen oft das Nachsehen haben. 91 % des Wagniskapitals wurden im letzten Jahr an Männer vergeben. Jetzt könnte man den „Nachteil“ auch ins Positive wenden: Klüger und umsichtiger könnte es bei Frauen ja auch heißen. Tatsache ist: Firmen, die von Frauen geleitet werden, bleiben länger auf dem Markt bestehen.
Noch viele andere Herausforderungen für Gründerinnen liegen auf dem Weg. Der Gender-Gap in den technischen Ausbildungsberufen und Studiengängen, fehlende Kontakte am Anfang, unzureichende Netzwerke, ein Investoren-Ökosystem, das von Männern dominiert wird, fehlende Role-Models, etc. Aber müssen wir immer nur defizitär über Entrepeneurinnen reden? Nein, und so haben es die Vortragenden auf dem A-Summit auch nicht verstanden. Also, positive Thinking ist angesagt.
In der Keynote – „Chancen für alle in der Arbeitswelt von morgen? Künstliche Intelligenz und faire Technologie für Organisationen“ nutzte die KI-Expertin und Autorin Mina Saidze, um auf strukturelle Benachteiligungen bei der Gründung von Startups aufmerksam zu machen. So hatten nur 0,7 % der Angehörigen von ethnischen Minderheiten Zugang zu Venture Kapital. Sie appellierte an das Publikum achtsamer zu sein, gerade in diesen Zeiten von Desinformation durch Rechtspopulisten. Es sei unsere Aufgabe die Werte Europas zu verteidigen, denn sie seien nicht selbstverständlich. Den Frauen machte sie Mut, ihren eigenen Weg zu gehen und nicht auf jeden „gut gemeinten“ Rat hören.

Bei der Bewerung von Startups soll ihrer Meinung nach nicht die Frage, wieviel Geld mit der Anwendung verdient oder ob Berufe substituiert werden können, im Vordergrund stehen, sondern die Technologie soll eingesetzt werden, um das Leben von Menschen zu verbessern. Und wir sollten darauf hinarbeiten, möglichst allen Menschen die Chancen zu eröffnen, auch den Kevins und Murats – so Mina Sadze – um in Deutschland zu gründen.
Paneldiskussion – „Der Weg zum Erfolg: Wie können wir GründerInnen auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten stärken?“

Die eigenen Hausaufgaben machen, Professionalisierung vorantreiben, zielorientiert und zielstrebig Kontakte suchen und immer bedenken, dass dein Gegenüber auch nicht viel Zeit hat. Sei straight, so der Ratschlag, denn niemand könne Gedanken lesen und dann schnell die Chance ergreifen, man weiß nicht, ob man den wertvollen Kontakt wiederseht. Beim Pitch überlegen, ob das Gegenüber der richtige Ansprechpartner/Ansprechpartnerin ist. Man solle immer 3-5 Argumente im Koffer haben und ready zu sein, andere in 30-60 Sekunden zu überzeugen. Der dringende Appell an alle Frauen war: Nicht aufgeben, auch wenn man keine Antwort bekommt oder abgelehnt wird. Habe einfach den Mut, nicht aufzugeben, denn es geht nicht darum, viele Menschen, sondern die richtigen Menschen kennenzulernen.
„Gründerin Story – Frauen gründen anders – oder auch nicht“ von Corbiota CEO Julia Katrin Rohde
60 % aller Gründerinnen gründen als Solo-Unternehmerin. Das kann ein Nachteil sein, muss es aber nicht. Denn wer von Anfang an alles selbst managen muss, wer sich um alle Aspekte der unternehmerischen Existenz selbst kümmert und wer dann den Mut hat, weiterzumachen, der kann auch erfolgreich sein. Und Mut machen war auch das Thema von Julia Katrin Rohde. In ihrem Vortrag brachte sie die ganze Veranstaltung auf den Punkt und ließ die Anwesenden inspiriert zurück. Es war eine tolle Veranstaltung, gerne nächstes Jahr wieder.