Zum neunten Mal fand am Fürstenwall der Immobilien-Dialog Düsseldorf statt. Dazu luden Heuer Dialog und die Wirtschaftsförderung Düsseldorf ein, um über die Herausforderungen des Immobilienmarktes zu sprechen. Eine stetig wachsende Stadt mit begrenzt verfügbaren Flächen sorgt schon deshalb für einige Zielkonflikte. Grund genug, intensiver miteinander ins Gespräch zu kommen.

Christian Zaum gab in seiner Keynote einen Überblick zu der Situation des Immobilienmarktes aus Sicht der Stadtverwaltung. Auch wenn es relativ gut laufe, sei es kein Grund, sich zurückzulehnen, mahnte er. Der Kampf um Flächen spiele hier eine besondere Rolle und das Thema Wohnung sei das beherrschende Thema im Wahlkampf. Und zu recht. Aber wir bräuchten auch Flächen für Industrie, Gewerbe und Handwerk und es werde darum gehen, einen fairen Ausgleich zwischen den verschiedenen Ansprüchen zu finden.


Prof. Jens Südekum versuchte die gesamtwirtschaftliche Lage auf den Punkt zu bringen. Es sei kein Geheimnis, dass wir eigentlich seit sechs Jahren kein Wachstum mehr hätten. Das zeige sich deutlich im Rückgang der Beschäftigung. Im Moment verlören wir monatlich etwa 10.000 Industriejobs. Die schwierigste Herausforderung sei jedoch nicht die Bürokratie, sondern die geopolitische Lage.
Hier komme das Sondervermögen des Bundes ins Spiel und man müsse schauen, inwieweit die zusätzlichen Investitionen in welchen Bereichen tatsächlich eingesetzt werden. Auch in die Bauindustrie werde viel Geld fließen und hier liege die Auslastungskapazität bei etwa 70% und man müsse aufpassen, dass die zusätzlichen Gelder nicht in steigende Preise münden, sondern in Arbeitsplätze.
Planungssicherheit gebe es für mindesten 12 Jahre und deshalb stehe der Kapazitätsaufbau politisch an oberster Stelle. Die Aufgaben des Staates „Herbst der Reformen“ seien schnellere Genehmigungserfahren, Digitalisierung, mehr Personen in Erwerbstätigkeit und eine funktionierende Fachkräftezuwanderung.
Richard Steimel von JLL beschäftige sich in seinem Vortrag mit dem Büro-Immobilienmarkt in Düsseldorf. Er konstatierte einen Rückgang der Vermietungen und er erwarte eine Konsolidierung. Der große Leerstand sei nach seiner Ansicht kein Problem, denn er erwarte, dass die Immobilienfirmen sich deshalb mehr anstrengen müssten, bessere Gebäude zu planen. Wir kennen die Position von JLL, das kann man so glauben, muss man aber nicht. Wahrscheinlich ist da auch großes Wunschdenken dabei.
Auf jeden Fall seien die hohen Preise ein Problem, die im Vergleich schwer zu erklären seien. So gebe es am Kennedydamm Bürogebäude mit 30 EUR pro qm und direkt gegenüber auch neue Gebäude mit 22 EUR. Das sei nicht mehr vermittelbar.
Aber erholt sich der Büromarkt? Home-Office führe auf jeden Fall zu einer Reduzierung, aber die Qualität nehme zu. Neue Arbeitskonzepte veränderten die Bürolandschaften. ESG sei nach wie vor sehr relevant. Eine Zertifizierung sei für deutsche Unternehmen quasi Pflicht und eine Gasheizung als Beispiel sei nicht mehr denkbar.
Immobilienmarkt und moderne Stadtplanung gehörten zwingend zusammen. Gefordert sei eine menschenzentrierte Entwicklung wie sie zum Beispiel in den Schwanenhöfe realisiert wurden. Es reiche nicht mehr, einfach nur Wohngebäude irgendwo hinzusetzen. Die Unternehmen suchen selbst nach Orten für eine Community. Wir werden dann sehen, ob das auch so eintrifft.
Christian Zaum sprach zum Thema Regionalisierung und Resilienz und nahm den Ball des Vorsprechers auf. Es gehe darum, vor die Lage zu kommen und man sei mehr als bereit, für Immobilienstandorte auch ein attraktives Umfeld zu schaffen. Neben der Sicherung von Industrie- und Gewerbeflächen spiele die so genannte „Green Transition“ eine besondere Rolle. Das Thema Green Tech werde für Düsseldorf bedeutsam und der renommierte digihub Rheinland sei dafür auch der richtige und wichtige Partner. Zaum betonte, wir in Düsseldorf müssten massiv in die Energieinfrastruktur investieren. So der Plan.
Nachhaltigkeit spielt selbstverständlich eine bedeutende Rolle. Die Digitalisierung in der Immobilienbranche war viele Jahre nicht gewollt oder aber auch nicht ernst genommen. Jetzt ist der Handlungsdruck besonders hoch. Das zeigte auch das Beispiel von Schneider Electric, wie in Frankreich eine Immobilie zum Netto-Null-Gebäude nachgerüstet wurde. In Deutschland gäbe es so etwas nicht. Im Panel zum Thema „Intelligente Technologien für nachhaltige und effiziente Gebäude“ zeigten die Potenziale auf und machten deutlich, dass ESG der treibende Faktor ist.
Restrukturierung und Revitalisierung, aber auch Neuentwicklung mit Mixed-Use-Konzepten ist die neueste Entwicklung im Immobilienmarkt. Wie wird aus dem Büro mit einem neuen Nutzungsmix ein attraktives Gebäude? Wie können wir Wohnen, Arbeiten, Gastronomie, Kultur und Freizeit unter einem Dach vereinen und was bringt es den Menschen? Der Wandel der Düsseldorfer Innenstadt ist schon im Gange und auch schon im Stadtentwicklungskonzept thematisiert. Dazu gehört auch der Bedeutungsverlust des Einzelhandels, insbesondere aus der Mode- und Bekleidungsindustrie. Wir wissen heute noch nicht genau, wohin die Reise gehen wird, sie bleibt aber auf jeden Fall spannend.