
Neujahrsempfang der Heinrich Heine Universität mit einer beeindruckenden Rede von Anja Steinbeck. Seit zehn Jahren sei sie mit Freude Rektorin, aber es gab in ihrer Amtszeit natürlich auch viele Herausforderungen. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Universität Grund genug, einen Rückblick auf die letzten Jahre zu halten.
Corona habe den Studierenden arg zugesetzt, aber die Uni habe in dieser Zeit versucht, durch freizügigere Regelungen den „normalen“ Lehrbetrieb aufrecht zu erhalten. Russlands Angriff auf die Ukraine habe das Sicherheitsgefühl aller Menschen nachhaltig beeinflusst und der Nahost-Konflikt führte dazu, dass man das Gefühl habe, jede Aussage zwinge einen zur Parteinahme. Und in der Tat: ein Miteinanderreden im Sinne einer Habermas’schen kommunikativen Vernunft ist aktuell an deutschen Universitäten schwer vorstellbar.
Aber auch aus der Politik drohte Ungemach. Im Bundesministerium für Bildung und Forschung wurde geprüft, ob kritischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die nicht der politischen Linie des Ministeriums folgen, Fördergelder entzogen werden könnten. Und auch das in NRW geplante so genannte „Hochschulstärkungsgesetz“ sorgte für erhebliche Unruhe in der Hochschullandschaft und verstärkte den Eindruck, die Universitäten sollen auf Linie gebracht werden. Die Freiheit der Forschung sei damit in Gefahr.
Die Finanzierung des Unibetriebs ist selbstverständlich immer ein Thema. Kürzungen werden immer wieder diskutiert mit Blick auf die fallende Zahl von Studierenden. Anja Steinbeck erklärte es u.a. damit, dass mit der Einführung des Deutschland-Tickets eine Einschreibung für die von ihr genannten „Rheinbahn-Studenten“ nicht mehr attraktiv sei. Sie meinte damit den Teil der Personen, die nicht studieren und auch keine Prüfungen ablegen, sondern nur die Vorteile eines Studierenden mitnähmen. Also: verbilligter ÖPNV und reduzierte Veranstaltungstickets. Bei allem Für und Wider in der Frage der Ausstattung der Universitäten sollte man nicht vergessen, dass sich NRW sowohl bei den Ausgaben je Studierenden als auch bei dem Betreuungsverhältnis auf dem letzten Platz aller Bundesländer befindet. Bitter.

Der Einfluss der Tech-Milliardäre mit ihren Media-Plattformen auf die Politik durfte nicht unerwähnt bleiben. Bekanntlich haben sich – auf Inititative der HHU -60 Hochschulen und wissenschaftliche Institutionen und im Nachgang auch noch einige Bundesministerien dazu entschlossen, die Plattform X zu verlassen. In der gemeinsam abgestimmten Begründung hieß es, „die Ausrichtung der Plattform widerspreche den Grundwerten der Hochschulen wie Weltoffenheit und wissenschaftliche Integrität“ Und Elon Musk als Eigentümer von X spielt dabei eine besondere Rolle. Wir erinnern uns: Musk forderte Bundeskanzler Olaf Scholz zum Rücktritt auf, beschimpfte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als „incompetent fool“ und rief mehrfach zur Wahl der AfD bei der Bundestagswahl auf. Die letzte Ungeheuerlichkeit leistete er sich mit dem „Nazi-Gruß“.
Oberbürgermeister Stephan Keller begründete in seiner Begrüßungsrede zuvor, warum Düsseldorf trotz aller Kritik auf X bleiben werde, das wirkte aber angesichts der immer neuen Entwicklungen in den USA nicht sehr überzeugend. Widerspräche es nicht den Grundwerten der Landeshauptstadt Düsseldorf, bei X zu bleiben? Das Argument, den Hatern, Rechtsradikalen, Verschwörungstheoretikern und Rumschwurblern nicht alleine das Feld zu überlassen, ist natürlich ein schwaches.
Die Social Media Plattformen waren nie dazu gedacht, ein neutraler Begegnungsort für Diskussionen zu sein. Sie dienen einzig zu dem Zweck, möglichst schnell viel Geld zu verdienen. Viel Geld. Dazu war es immer nötig, rasch zu skalieren und Mitkonkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Und sozial waren sie sowieso nicht. Sie waren nie kostenlos, denn wir habe schon immer mit unseren Daten gezahlt und das, was wir an Beiträgen sehen durften, wurde von den Tech-Firmen über die Algorithmen gesteuert. Und diese Algorithmen sind bis heute intransparent und werden es auch bleiben.
Ja, der Blick zurück fiel dieses Jahr teilweise etwas düster aus, aber er war in der Form auch notwendig. Er schärfte den Blick auf unsere gemeinsamen europäischen Werte und dass wir uns auch immer für diese einsetzen müssen. Das werden wir tun und bleiben dabei optimistisch. Und das ist alternativlos.