Zur Lage der Startups in Deutschland

Foto: Bitcom

Die Argumente sind bekannt. Seit vielen Jahren kritisieren Start-ups die aus ihrer Sicht ungünstigen Bedingungen für Unternehmensgründungen in Deutschland. Der Zugang zu Wagniskapital sei viel schwieriger als in den USA, wo Pensionskassen, Fonds und Versicherungen risikofreudig und im großen Stil investieren. Überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel und fehlende Wertschätzung täten ein Übriges bei der Überlegung, ob es sich für Gründer*innen überhaupt lohne, hierzulande an den Start zu gehen.

All das spiegelt sich in dem gerade veröffentlichten Unicorn Report 2025  des Digital-Verbands Bitkom wider. 27 in Deutschland ansässige sogenannte Unicorns – nicht börsennotierte Startups mit einer Milliardenbewertung – wurden zu den Standortbedingungen befragt und nur knapp die Hälfte würde demnach noch einmal in Deutschland gründen. Die Rahmenbedingungen müssten sich schnell ändern, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Oberste Priorität habe dabei der Abbau von Bürokratie in allen Phasen eines Start-ups – von der Gründung bis zur Vorbereitung eines Börsengangs. Hilfreich wären natürlich auch einheitliche europäische Standards, die den Zugang zum EU-Markt erleichtern.

Aber ist es in den USA wirklich alles so viel besser? Für das Silicon Valley gilt das auf jeden Fall. Hier haben Startups Zugang zu einer Vielzahl von Risikokapitalgebern und Business Angels, die bereit sind, in innovative Geschäftsideen zu investieren. Ein Schlüssel zum Erfolg sind sicherlich die existierenden Netzwerke. In Silicon Valley gibt es eine dichte Gemeinschaft von Unternehmern, Investoren und Experten, die regelmäßig zusammenkommen und voneinander lernen. In anderen Regionen gibt es die Rahmenbedingungen aber nicht und auch dort sind bürokratische Hemmnisse beim Gründen und bei der Finanzierung keineswegs unbekannt.

Deutschland braucht sich nicht verstecken.

Die Startup-Szene in Deutschland hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen, obwohl sie vor großen Herausforderungen steht. Dennoch gibt es einige Vorteile, die Deutschland für Startups attraktiv machen, insbesondere im Vergleich zu den USA.

digihub: Future Tech Fest
TechHub K67 mit Ella Heising & Peter Hornik

Erstens bietet Deutschland eine starke Infrastruktur für Forschung und Entwicklung. Hochschulen und Forschungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung von Startups. Programme wie EXIST unterstützen Gründer*innen dabei, ihre Ideen zu verwirklichen und in den Markt einzutreten. Das spezielle Förderprogramm EXIST-Women richtet sich speziell an Frauen, die in der Startup-Szene stark unterrepräsentiert sind. Dem Startup-Monitor 2024 zufolge ging der Anteil der Frauen unter deutschen Startup-Gründer*innen in letztem Jahr von 20,7 % auf 18,8 % zurück.

Zweitens profitieren Startups in Deutschland von einer hohen Lebensqualität und attraktiven Standort. Städte wie Düsseldorf, Köln, Berlin, München und Hamburg sind nicht nur kulturelle Zentren, sondern auch wichtige Knotenpunkte für Innovation und Unternehmertum. Die hohe Lebensqualität und die gut ausgebildete Bevölkerung tragen dazu bei, dass Deutschland für viele Gründer eine attraktive Wahl ist.

Drittens gibt es in Deutschland eine stabile Wirtschaft und ein starkes Netzwerk von Investoren. Obwohl die Finanzierungsmöglichkeiten im Vergleich zu den USA begrenzt sind, gibt es dennoch zahlreiche Investoren, die bereit sind, in innovative Geschäftsideen zu investieren. Die Bundesregierung hat zudem Initiativen wie die WIN-Initiative gestartet, um den Zugang zu Kapital für junge Unternehmen zu erleichtern.

In Deutschland, aber selbstverständlich auch in den USA, spielen darüber hinaus Hochschulen und Forschungseinrichtungen eine zentrale Rolle bei der Förderung von Startups.

Düsseldorf ist gut aufgestellt

Die Startup-Szene in Düsseldorf ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen und bietet zahlreiche Chancen für innovative Unternehmen. Düsseldorf profitiert von einer starken Infrastruktur, einem hohen Lebensstandard und einer engen Zusammenarbeit zwischen Universitäten und der Wirtschaft. In NRW gibt es zahlreiche Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten und innovative Projekte fördern. Diese Kooperationen ermöglichen es Startups, auf neueste Forschungsergebnisse und Technologien zuzugreifen und diese in ihre Geschäftsideen zu integrieren.

Zwei zentrale Akteure in der Stadt sind der digihub Düsseldorf/Rheinland und der TechHub K67. Der digihub ist ein Innovations-Hotspot, der Unternehmen mit Startups verbindet und bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle unterstützt. Mit Programmen wie dem Ignition-Programm, dem Scale-up.NRW-Programm und dem Future Tech Fest bietet der digihub eine Plattform für digitale Gründungsideen und unterstützt Startups bei ihrem Wachstum. Der digihub ist seit kurzem als GreenTech Hub Teil der de:hub Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, was bedeutet, dass er auch auf nationaler Ebene anerkannt ist.

Der TechHub K67 ist ein weiterer wichtiger Knotenpunkt in der Düsseldorfer Startup-Szene. Hier treffen sich Startups und etablierte Unternehmen, um durch Peer2Peer Learning und Kollaboration Innovationen zu generieren. Regelmäßige Veranstaltungen und Events fördern den Wissensaustausch und die Vernetzung der Mitglieder.

Fazit: Die Lage von Düsseldorf in einem der größten Industrie-Cluster Deutschlands bietet Startups zahlreiche Vorteile, darunter Zugang zu einem breiten Netzwerk aus Mittelstand, Hochschulen und Investoren. Durch die Unterstützung der lokalen Wirtschaft und den hier ansässigen Institutionen bleibt Düsseldorf ein lebendiger und vielversprechender Standort für Startups, um innovative Geschäftsideen zu verwirklichen. Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass die bestehenden gut funktionierenden Strukturen auch in Zukunft erhalten bleiben.

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