Warschau Week in Düsseldorf

Foto: © Adam Grabolus für das Polnische Institut Düsseldorf

Anlässlich der 35jährigen Partnerschaft zwischen Warschau und Düsseldorf fand vom 23.-30. Oktober die Warschau Week statt. War es vor 5 Jahren beim letzten Jubiläum lediglich ein Wochenende, gingen dieses Mal die Veranstaltungen über acht Tage. Dabei hatten 25 Partner insgesamt 21 Programmpunkte über das ganze Stadtgebiet verteilt umgesetzt. Das Spektrum reichte von Musik, Literatur, politischen Diskussionen, Sport, Stadtführungen und vieles mehr. Für alle war etwas dabei.

Und wer auch nur an einigen Veranstaltungen teilgenommen hatte, konnte deutlich die wirklich gelebte Städtepartnerschaft zwischen Warschau und der Landeshauptstadt Düsseldorf erkennen. Mit vier Programmpunkten am letzten Tag der Warschau Week ging dann auch die überaus erfolgreiche Reihe zu Ende. Krönender Abschluss war das Konzert in der Tonhalle mit dem Warschauer Sinfonieorchester unter der Leitung von Martijn Dendievel. Auf dem Programm standen Schumann, Chopin und Dvořák. Vor ausverkauftem Haus wurden die Musiker zu Recht gefeiert. Eine kleine Zugabe des Pianisten gab es obendrein.

Im Gespräch mit Jan Tombiński, Amtierender Geschäftsträger Polens
Wie immer dabei: Agnieszka Fröhlich, Polnisches Institut Düsseldorf

Begonnen hatte der Tag mit dem Business Breakfast. Im Zentrum der Vorträge und des Panels standen die wirtschaftlichen Beziehungen, die Entwicklungsmöglichkeiten in den verschiedenen Branchen und die Chancen der Zusammenarbeit. Äußerst informativ war dabei die Präsentation von Dr. Lars Gutheil von der AHK Polen. Polen sei einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands und außerdem das Land mit dem höchsten wirtschaftlichen Wachstum in Europa, so Gutheil. Die EU-Fördermittel seien in der Vergangenheit klug in die Infrastruktur und Digitalisierung investiert worden, so dass Polen den Deutschen jetzt weit voraus sei.

Dementsprechend sei es an der Zeit, dass die Deutschen sich endlich ein realistischeres Bild von den östlichen Nachbarn mache. Immer wieder begegne man dem Vorurteil, dass Polen gegenüber dem „Westen“ technologisch noch nicht so weit sei. Wer aber sich die Mühe mache, vor Ort den direkten Kontakt zu suchen, sei überrascht. Bedeutet für die Zukunft: Es braucht mehr persönlichen Austausch zwischen beiden Ländern.

Stadtpräsident Rafał Trzaskowski
Ausstellungseröffnung

Mittags gab es im Polnischen Institut eine Welcome Rede des Warschauer Stadtpräsidenten Rafał Trzaskowski. Hier ging er – auch mit sehr persönlichen Anmerkungen – auf die Freundschaft zwischen Warschau und Düsseldorf ein. Und dass Trzaskowski ein außergewöhnlich guter Redner ist, stellte er nicht nur hier, sondern auch später bei der Ausstellungseröffnung zum Warschauer Aufstand in der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus unter Beweis. Den Stadtpräsidenten hatte ich 2021 auf einer Eurocities-Konferenz kennengelernt. Auf dem Podium setzte er sich mit großer Leidenschaft für die Stärkung der Demokratie und die europäischen Werte ein. Das war sehr beeindruckend.

Trzaskowski betonte aktuell hier in Düsseldorf, dass es in den deutsch-polnischen Beziehungen eine gewisse Asymmetrie nicht nur in der Wahrnehmung, sondern auch in der Wertschätzung gebe. Immer noch dominierten viele Klischees das Bild der Deutschen über unsere Nachbarn im Osten. Dies ist auch der Befund des Deutsch-Polnischen Barometers, das regelmäßig Meinungen von Polen und Deutschland zu vielen Aspekten ihrer Beziehungen sammelt und veröffentlicht. Es lässt sich feststellen, seit vielen Jahren die Meinungen der Polen zum Thema Deutschland deutlich positiver als die der Deutschen über Polen sind. Der Grund: Die Deutschen erfahren weitaus seltener etwas über Polen als die Polen über Deutschland, und das hat einen deutlichen Einfluss auf ihre ambivalente Haltung gegenüber Polen und seiner Bevölkerung. 

Um das gegenseitige Verständnis und die Wahrnehmung zwischen den Deutschen und den Polen zu verbessern, bedarf es eines klaren Signals der Politik, dass die Beziehungen zu dem Nachbarland wichtig sind. Die Bewertungen dieser Beziehungen von beiden Gesellschaften sollten daher als Aufforderung an die Politiker in beiden Ländern interpretiert werden, ihren Ankündigungen zur Verbesserung der Situation Taten folgen zu lassen. Es wäre in der Tat angebracht, dass der für die Städtepartnerschaften zuständige Düsseldorfer Ausschuss sich endlich entschließen könnte, den Kolleginnen und Kollegen aus Warschau einen Besuch abzustatten.

Trotzdem: Mit der Warschau Week ist ein vielversprechender Ansatzt gemacht. Es waren spannende Veranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe und andere, an denen ich gerne teilgenommen hätte. Also gerne wieder in 5 Jahren.

Abschlusskonzert in der Tonhalle
OB Keller und Stadtpräsident Trzaskowski
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