Die Smart Country Convention ist wahrscheinlich eine der wichtigsten Messen in Deutschland für das Thema Verwaltungsdigitalisierung. Und so war es nur folgerichtig, dass eine Düsseldorfer Delegation aus Politik und Verwaltung die Gelegenheit nutzte, um sich vor Ort über neueste Trends und Entwicklungen zu informieren. Vom Angebot wurde man regelrecht erschlagen, Vorträge folgten oft Schlag auf Schlag im 20-Minutentakt und von den Ausstellenden wird man auch auf Schritt und Tritt angesprochen. Vieles ist interessant, aber irgendwann macht das Hirn zu und man kann nicht mehr viel aufnehmen.


Die Zeit ist knapp, also hetzen wir alle von Termin zu Termin. Nicht in jedem Fall ist der Erkenntnisgewinn groß, aber die ausführlichen Nachfragen und Gespräche sind schon deshalb wichtig, weil man hier sich direkt nicht nur über Vor- und Nachteile sondern auch über Hürden und Schwierigkeiten informieren kann. Schließlich will man bekannte Fehler nicht wiederholen. Schon deshalb lohnt sich die Teilnahme an der Messe.
Eine Station war der NRW-Stand, auf dem die Stadt Bochum ihre Stadt-App präsentierte. Die Inhalte, die man dafür vorgesehen hatte, sprengten jetzt nicht wirklich das übliche Vorstellungsvermögen, aber auch dies muss ja von irgendwem gemacht werden. Bochum realisiert die App im Rahmen eines Förderprojektes, bei dem 15 Millionen EUR bereitgestellt werden. Insgesamt 20 Personen (mutmaßlich 15 Vollzeit-Äquivalente) werden dafür eingesetzt. Also, mal eben eine App aufsetzen ist dann doch etwas unrealistisch.
Die Themen Smart City und KI in der Verwaltung waren in Berlin allgegenwärtig. Gerade beim Hype um die Künstliche Intelligenz führte es dazu, dass freie Sitzplätze in den Vortragsforen nicht mehr zu bekommen waren. Alle möchten davon profitieren, keiner will etwas verpassen. Dabei stehen wir bei dieser Entwicklung noch ganz am Anfang. Und die BUZZ-Wörter wie Flexibilisierung, Skalierung, LLM, Datensouveränität und und uns lässt bei vielen den Eindruck zurück, man könne das, wenn man nach Hause kommt, sowieso nicht schaffen. Aber genau da sehen viele Dienstleister ihre Geschäftsmöglichkeiten. Aber warum auch nicht.
Nachhaltigkeit in der ITK war selbstverständlich auch Teil des Vortrags- bzw. Diskussionsprogramms. Und es wird in Zukunft auch schon deshalb immer wichtiger, weil Rohstoffe tendenziell immer teurer werden. Aber davon sind wir noch weit entfernt. So lange Hersteller immer noch Verbundstoffe im Plastik einsetzen, wird die Aufbereitung teuer bleiben. Da braucht es Vorgaben vom Gesetzgeber. Der Einsatz von Hardware, die man als refurbished anbietet, wird von vielen Firmen immer noch sehr skeptisch gesehen. Das hat nicht nur mit der Verfügbarkeit zu tun, sondern auch mit rechtlichen Bedenken. Und ob die Option von Re-Use-Geräten wirklich einen nachhaltigen Effekt hat, ist noch immer unklar. Es fehlen schlichtweg Daten in Deutschland, die das belegen könnten. Auf Materialebene, gäbe es sie schon, aber auch da wisse man nicht, wo der Großteil der Geräte überhaupt verbleibe.


Einig waren sich die Diskutanten auf dem Podium, dass mit der kommenden Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie ein klares Signal ausgehen möge. Man brauche eine klare Vision für Deutschland und das würde einen wichtigen Hebel darstellen, wenn man mit dem Thema Green IT wirklich Fortschritte erzielen wolle.
Spannend war – wie jedes Jahr – der Vortrag zu Copernicus-Daten. Man wundert sich immer wieder, warum diese Daten in deutschen Behörden auf kommunaler Ebene so selten eingesetzt werden. Die vielfältigen Möglichkeiten der Datennutzung sind wirklich fantastisch und als Service im Grunde kostenlos. Die Bedienung des browsergestützten Programms ist natürlich nicht einfach, aber dafür gibt es ausfürliche Dokumentationen und Tutorials auf YouTube. Bei Bedarf und auf Wunsch würden auch Mitarbeitende der verantwortlichen Stellen in die Kommune kommen. Also, wo sind die mutigen Menschen in den Verwaltungen, die sich an diese Herausforderung heranwagen?


Gerne hätte ich noch mit Alexander Smolianitski auf dem Stand von Zendis gesprochen, aber der Stand war so belagert, dass ein Gespräch – auch nicht kurz – möglich gewesen wäre. Zendis präsentiert am Donnerstag ihr Projekt „openDesk“. Das ist eine Office- und Kollaborations-Suite inkl. Chat und Videokonferenzprogramm, welches auf Open Source beruht und speziell die Datensouveränität in den Vordergrund stellt. Mit Frankreich ist ein Vertrag unterzeichnet, welches auf eine gemeinsame Entwicklung abzielt. Der Launchtermin ist am 17. Oktober und im Laufe der Woche sollte eine Instanz freigeschaltet werden, mit der man selbst etwas „rumprobieren“ kann.
